SOUVERÄN BEI TISCH

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Souverän bei Tisch

Zu allererst: Warum brauche ich eigentlich Tischmanieren?
Viele würden sagen, dass es zum guten Ton oder einer guten Erziehung gehört. Fakt ist allerdings, es zählt noch mehr! Sich gut bei Tisch benehmen zu können, ist vergleichbar mit der Wahl der Kleidung. Wirkt sie schludrig, ziehen die meisten Menschen darüber Rückschlüsse auf den Charakter der Person. Dasselbe gilt für Tischmanieren.

Jetzt könnte Ihnen das völlig egal sein, da Sie zunächst sowieso nicht zum Geschäftsessen eingeladen werden. Aber wie ist es dann in der Mittagspause? In der Kantine? Beim Lieblingsitaliener um die Ecke? Oder noch schlimmer – bei einem Date?

Sie müssen keinen formvollendeten Umgang mit Messer und Gabel beherrschen. Jedoch sollten Sie die wichtigsten Umgangsformen kennen.

In diesem Kurs finden Sie keine Auflistung von Regeln, sondern Vorschläge und an die Praxis angepasste Richtlinien. Oder wissen Sie bereits, wo die Serviette während des Essens und zum Schluss am besten aufgehoben ist? Und “wissen” heißt in diesem Zusammenhang nicht “schnell googlen”.

Das Besteck ist nicht zum Filetieren des Nachbarn gedacht

Dass es Messer, Gabel und Löffel gibt, wissen hoffentlich alle Leser dieses Kapitels. Auch Dessert-Löffel und Kuchengabeln sind in den meisten Fällen ein Begriff. Aber wie halte ich diese Besteckteile denn wirklich richtig? Und ist richtig bei uns auch richtig bei allen anderen?

Die Serviette ist kein Lätzchen

Es fängt schon damit an, dass man im Zweifel nicht weiß, was man mit der Serviette macht, wenn man sich an den Tisch setzt. Bleibt sie noch an ihrem Platz? Lege ich sie beiseite oder auf den Schoß?
Am besten lassen Sie die Serviette bis zum Bestellen der Getränke einfach an ihrem Platz. Danach falten Sie die Serviette auf eine angenehme Größe, um Sie über Ihr linkes Bein zu legen. Ob Sie dabei wirklich das linke oder das rechte Bein nehmen oder sogar beide, ist in der Praxis meistens nicht von Belang. Oder haben Sie schon einmal gehört, dass jemand nach einem Essen äußerte, die Serviette hätte auf dem falschen Bein gelegen? Allerdings sieht man immer wieder Menschen, die die Serviette im Restaurant in den Kragen stecken. Bitte lassen Sie das bleiben – oder nehmen Sie direkt ein Schlabberlätzchen für Babys mit, denn genau diesen Eindruck vermitteln Sie damit.
Nach dem Essen soll man – laut gängiger Regeln – die Stoff-Serviette links neben den Teller legen. Halten Sie sich bitte an diese Regel. Papier-Servietten legen Sie bitte auf den Teller. Für das Servicepersonal ist es von wesentlichem Vorteil und die Tischdecke wird nicht zusätzlich verschmutzt.

Auch bei der Art der Benutzung einer Serviette gibt es Regeln – manche sind sinnvoll, andere nicht.
So sollten Sie beispielsweise vor jedem neuen Griff ans Getränkeglas sich den Mund abwischen oder vornehm abtupfen.
Wie oft Sie die Serviette benutzen, ist nicht so wichtig. Jedoch versuchen Sie ruhig, die Innenseiten der gefalteten Serviette zu nutzen, um Ihre Kleidung nicht dreckig zu machen.

Die Serviette hat während des ganzen Essens nichts auf dem Tisch zu suchen. Auch erst nachdem alle ihr Essen beendet haben, wird die Serviette auf den Teller oder daneben gelegt.

Ellenbogen

Wohin mit den Ellenbogen?
Eigentlich sollten Ellenbogen rein gar nichts auf dem Tisch zu suchen haben. Wenn man die Arme ablegen möchte, so nimmt man dafür die Unterarme.

Gerne stützen viele Menschen die Ellenbogen auf dem Tisch ab, solange noch kein Teller vor ihnen steht. In den meisten Fällen wird dies nicht als störend empfunden. Wenn Sie also der Meinung sind, das muss sein, dann schauen Sie bitte zumindest wie Ihr Gegenüber reagiert.

Handy / Smartphone

Jetzt müssen Sie ganz tapfer sein! Das Handy sollte mindestens auf lautlos (ohne Vibration) gestellt werden. „Aber warum auch keine Vibration?“ fragen Sie sich jetzt entsetzt. Wir sind mittlerweile so sensibilisiert, dass wir es auch in einem vollen Raum mitbekommen wenn unser eigenes Handy vibriert. Jedes Mal, wenn ein Handy oder eine Smartwatch vibriert, werden wir für mindestens einen kurzen Moment abgelenkt. Dies zeigt dem Gegenüber: “Egal, welche Nachricht gerade gekommen ist – selbst wenn es nur der Wetterbericht war –, sie ist interessanter als Du.”

Es gibt eine schöne Karikatur, die seit einiger Zeit im Internet kursiert. Diese fragt, auf welche Seite neben dem Teller das Smartphone – laut Knigge – gelegt werden soll. Gott sei Dank haben die meisten Menschen verstanden, dass es sich dabei um eine ironische Karikatur und nicht um eine ernstgemeinte Frage handelt.
Aber was mache ich denn nun mit meinem Handy, wenn ich es nicht auf den Tisch legen darf und es lautlos stellen sollte, aber einen wichtigen Anruf erwarte? In vielen Restaurants, ab einem mittleren Preissegment, ist es überhaupt kein Problem, sein Handy der Serviceleitung zu geben und darauf hinzuweisen, dass man einen wichtigen Anruf erwartet. Man legt einen kleinen Zettel mit der Info dabei, welcher Name oder welche Nummer im Display auftauchen kann und in welchem Fall man informiert werden möchte. Bei Mc Donalds und Co. würde ich diese Vorgehensweise natürlich nicht empfehlen.

Da die meisten ihr Handy allerdings lieber in der eigenen Tasche lassen, sollte man darauf achten, dass unser Gegenüber unser Handy so gut wie nie zu Gesicht bekommt. Sollte ich doch mal ein unfassbar tolles Katzenvideo oder ein Foto zeigen wollen, vergewissern Sie sich ob Ihre Begleitung dies auch wirklich sehen möchte. Wenn Sie das Video oder ähnliches nicht innerhalb von zwei bis drei Klicks parat haben, lassen Sie es bitte einfach stecken. Denn Ihre Begleitung kann nicht sehen, ob Sie das Video suchen oder Ihre letzten Nachrichten durchlesen, während sie wartet.

Warum nehme ich das Handy überhaupt mit zu einem Essen in ein Restaurant? Heutzutage kann ich ohne weiteres den Namen des Restaurants in meinen Status schreiben und mitteilen, von wann bis wann ich dort bin. Im Normalfall – wenn Sie keinen Stalker haben – sollte es nur für die Personen interessant sein, die diese Info wirklich benötigen. Im Englischen gibt es den Slogan „The Joy Of Missing Out“. Zu Deutsch: die Freude am Verpassen. Auch wenn es manchmal unvorstellbar scheint, ist es immer noch eine gute Möglichkeit, mal etwas Abstand zum Smartphone zu bekommen. Selbst ein temporärer Social-Media-Post bleibt schließlich auch noch am Ende des Abends lesenswert.
… lesen Sie hier im Kurs „Souverän bei Tisch“ weiter.

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